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Polyamorie Definition

Beziehungen und Liebe sind generell eher schwierige komplexe Themen. Unser Verständnis davon ist geprägt von unterschiedlichen Faktoren wie Veranlagung, Sozialisation, Erfahrungen oder den nicht-zu-knappen Umwelteinflüssen (yes Hollywood, I’m looking at you). Zusätzlich ist es ein emotionales und polarisierendes Thema – da geht das allgemeine Verständnis rasch mal verloren. Die Freunde von School of life bringen’s auf den Punkt.

Es scheint daher angebracht, mal eine einfache Polyamorie Definition zu machen. Wikipedia sagt z.B. folgendes:

Polyamorie oder Polyamory (ein Kunstwort aus altgriechisch polýs „viel, mehrere“, und lateinisch amor „Liebe“; englisch polyamory) bezeichnet eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird.

Polyamore Beziehungen gründen auf der Absicht, die gewünschten Beziehungen langfristig und vertrauensvoll miteinander zu gestalten, meist schließen sie Verliebtheit, Zärtlichkeit und Sexualität ein. (…) Weltanschaulich bejaht das polyamore Konzept, dass ein Mensch mit mehreren Personen zur selben Zeit Liebesbeziehungen haben kann, und stellt die Vorstellung in Frage, dass Zweierbeziehungen die einzig erstrebenswerte oder mögliche Form des Zusammenlebens seien.

https://de.wikipedia.org/wiki/Polyamorie (Heraushebung durch den Autor, einfach weil’s wichtig schien)

Klingt noch etwas trocken, aber in der Theorie ist es eigentlich nachvollziehbar. Zusätzlich hilfreich ist möglicherweise die Abgrenzung von anderen Beziehungsformen.

…nicht Polygamie,

denn diese beschreibt die umgangssprachliche ‚Vielehe‘ welche in verschiedenen Kulturen zu finden ist. Die Polygamie ist dabei an gesellschaftliche Normen und Institutionen gebunden (Ehe) und deren Beteiligte sind entsprechend miteinander verheiratet.

(Hinweis: In den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften wird „Polygamie“ z.T. auch als wertneutral beschriebene Bezeichnung, des Gegenteils von „Monogamie“, im Sinne von „geschlechtlichem Verkehr mit mehreren Partner/innen“ verwendet. Der Duden lässt beide Übersetzungen zu.)

…nicht Monogamie,

was die ‚institutionalisierte Ehe mit einem einzigen Partner‘ meint. Entsprechend korrekt wäre es übrigens, die (unverheiratete) exklusive Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen als Monoamorie zu bezeichnen. (Aber das würde die ganze Sache glaub‘ nicht vereinfachen.)

…nicht freie Liebe,

wie sie in den 1960er Jahren ihren Aufschwung erlebte. Diese legt ihr Schwergewicht auf wechselnde Sexualpartner und wurzelt in der Gegenbewegung zur staatlichen und kirchlichen Einmischung in persönliche Beziehungen. Die Polyamorie im Vergleich wertet denn auch die emotionalen Seite von Liebesbeziehungen höher als die sexuelle Freiheit (obschon diese auch erfrischend hoch gewertet wird).

…nicht Beziehungsanarchie,

obschon diese beiden Begriffe sich in vielen Punkten überschneiden. Die Polyamorie hält dabei noch eine knappe Unterscheidung zwischen Freundschaften und Liebesbeziehungen aufrecht, während diese in der Beziehungsanarchie eher fliessend verläuft.

…nicht offene Beziehung,

was sich primär auf die sexuelle Selbstbestimmung ausserhalb einer Beziehung zwischen zwei Personen bezieht (falls diese verheiratet sind, spricht man auch von einer ‚offenen Ehe‘). Im Gegensatz zur Polyamorie, beschränkt sich die offene Beziehung aber weitgehend auf den sexuellen Aspekt und schliesst die emotionale Bindung nicht mit ein.

…nicht Heteronormativ,

denn die polyamore Beziehungsform macht grundsätzlich keine Aussage zu den involvierte Geschlechtern oder sexuellen Orientierungen.

Alles klar soweit? Hier noch eine Definition von Radio SRF aus einer Sondersendung zu Polyamorie.

Und was noch wichtig ist: Der Begriff Polyamorie ist – wie alle Beziehungsformen – schlussendlich lediglich eine Etikette, die einen Lebensstil beschreibt, in welchem Menschen sich auf der Suche nach Ihrer eigenen Verwirklichung, wiedergefunden haben. Wir sind alle Teil der Menschheitsgeschichte, die sich immer wieder in verschiedenen Formen zu entdecken definieren versucht.

Zudem sieht jede gelebte Form von Polyamorie anders aus. Unterschiedliche Charaktere, Beziehungskonstellationen und Lebenssituationen bringen ebenso vielfältige Ausdifferenzierungen von Polyamorie hervor. Es gibt also nicht die eine Art, diese Beziehungsform zu leben. Vielmehr bilden sich unter dem Dach einer verbindenden Philosophie viele bunte Farben und Formen des polyamoren Lebens heraus.

Du findest auf unserer Seite viele Ressourcen um dir selber eine Meinung Beziehung zu bilden. Wie alle anderen Beziehungsformen auch, mag Polyamorie zu dir (und deinem aktuellen Lebensabschnitt) passen oder auch nicht. Schau dich um, lies dich ein und – falls du Lust hast – involviere dich. Denn auch wenn Polyamorie nicht für alle Menschen passt, können wir trotzdem alle voneinander lernen.

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