Einander beim Wort nehmen
Veränderungen passieren – zumindest bei mir – nicht von heute auf Morgen. Meistens habe ich zunächst vereinzelte Ideen oder Gedanken, wäge Dinge ab, prüfe alternative Handlungsimpulse, setze mich mit (manchmal eher befremdlichen) Gefühlen auseinander, versuche Konsequenzen abzuschätzen, mache Erfahrungen, rede mit Leuten, evaluiere, verarbeite und i-r-g-e-n-d-w-a-n-n internalisiere ich dann vielleicht eine neue Sicht auf die Dinge oder eine Handlung fühlt sich endlich stimmig an. Aber schnell, geht das nicht und einfach, ist es auch nicht. Auch nicht für Menschen, die mich in diesem Prozess begleiten.
Wenn meine Partnerin ein Date hat, finde ich mich oft in einem Patchwork von Gefühlen und Gedanken wieder. Manchmal passt alles einigermassen zusammen. Ich kann mich für sie freuen, geniesse einen Abend für mich und fühle mich dabei aufgeräumt.
Es gibt aber auch Zeiten da passt nichts mehr zusammen. Ich möchte mich zwar freuen, bin aber traurig und wütend, mache mir Sorgen ob das gut kommt, will nicht alleine sein und traue meinem Innenleben nicht. Für sie ist das auch nicht ganz einfach. Soll sie nun zuhause bleiben? Ist sie aufgefordert zu intervenieren? Oder eben gerade nicht? Soll sie mir Freiraum lassen zum regulieren oder brauche ich dringend, dass sie die Situation deuten kann und mich wortlos in den Arm nimmt? Irgendwann sind wir dann beide in den Widersprüchen meines Innenlebens verwickelt..
Da hilft es, dass wir uns geeinigt haben, auf das gesprochene Wort zu vertrauen. «Es ist für mich so in Ordnung, vertrau mir bitte. Auch wenn du es mir gerade nicht ansiehst.» Sage ich dann manchmal. Oder «Es hat nichts mit dir zu tun, auch wenn das gerade schwierig ist zu verstehen.» Damit kann ich für uns beide eine Orientierung schaffen. Auch wenn auf dem Weg dahin noch einiges gefühlt, erklärt oder reguliert werden will. Ich habe die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und meinem Gegenüber zu signalisieren, wohin ich unterwegs bin. Damit haben wir beide ein Ziel und können den Weg dahin gemeinsam gestalten. Wir können ein Team sein und uns gegenseitig Verständnis entgegen bringen.
Und meine Partnerin? Sie hat die Aufgabe mir in meinem Wort zu vertrauen. Auch wenn es im Moment nicht so aussieht. Oder ich vielleicht sogar Gefühle zeige und artikuliere die nicht zu meinen Worten passen wollen. Dann ist das eben so. Ich bin ein komplexes Wesen mit einem bunten Fächer an Gefühlen und Empfindungen. Und das ist gut so.