Haben Menschen die polyamore Beziehungen eingehen, einfach noch nicht ‚den/die Richtigen‘ gefunden?
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Jonas Bamert
Eine Äusserung, welche polyamore Menschen oft von monogam lebenden Bekannten hören. Das Narrativ der «einzig Richtigen» hält sich hartnäckig und wird uns seit früher Kindheit vermittelt – so sind etwa die meisten Kinderbücher, Serien oder Filme in ihren Erzählungen noch sehr mononormativ geprägt, beispielsweise mit Geschichten von «Liebe auf den ersten Blick» zwischen zwei Menschen oder einer klassischen Familie mit Vater und Mutter, welche «für immer und ewig» glücklich zusammenleben. Ich will damit nicht sagen, dass dies nicht vorkommen kann, es ist jedoch eine Minderheit.
Wenn wir bereits früh lernen, Verschiedenartigkeit, Konflikte und Herausforderungen in Beziehungen als etwas ganz Normales zu betrachten (und dies vielleicht auch vermehrt in Kinderbücher, Filme etc. einfliesst), gewinnen wir Freiheit zurück – und zwar die Freiheit, Menschen den Raum zu lassen sich nicht verstellen zu müssen.
Roman
Romantische Vorstellung: Es gibt einen „richtigen“ Menschen, und wenn ich den finde, dann wird alles gut.
Romantisch, aber nicht hilfreich, denn es ist letztlich unsere Entscheidung, die Entscheidung jedes einzelnen Menschen, mit wem er oder sie den Lebensweg bestreiten will. Die Sage vom schicksalhaft „Richtigen“ lenkt ab von der Verantwortung, die wir selber für unser Leben übernehmen sollen.
Mit mehreren Menschen eine tiefe Beziehung einzugehen ist somit eine Entscheidung, genauso ist es eine Entscheidung, mit einem bestimmten Menschen den Lebensweg zu bestreiten.
Also: Entscheide DU, was das „Richtige“ ist für DICH.
Jessica Fern
Nein. Ich glaube ich habe mit meinem Ehemann einen idealen Partner gefunden. Und trotzdem bin ich polyamourös. Ich habe kürzlich mit einer Frau gesprochen, die ähnlich empfindet. Sie findet auch, dass sie den idealen Partner für sich gefunden hat und dennoch diese Diversität in der Polyamorie leben möchte. Wir sind in unserem Innern nicht singulär. Wir haben die Möglichkeit die idealen Partnerschaften zu leben und trotzdem Gewinne in der Polyamorie zu finden. Ich finde wir sollten das Perfekte für das Ideale aufgeben.
Wenn jemand mehr als ein Kind hat, käme ja auch keiner auf die Idee zu fragen: Ist dieses erste Kind nicht genug? Ist es nicht gut genug um deine Bedürfnisse als Elternteil zu erfüllen?
(Diese Antwort wurde von der Redaktion aus dem Englischen übersetzt.)
Marc
Ist vielleicht ein ‚bizli Arrogant, aber ich bevorzuge es, in verschiedenen Bereichen meines Lebens, ein passendes Gegenüber zu haben. Das Konzept von ‚der Richtigen‘ bedingt, dass ich mich Entscheiden muss, welche Aspekte meiner Persönlichkeit ich (bei meiner Partnerin und bei mir) gedeihen lasse, und welche notgedrungen vernachlässigt werden.
Ich glaube trotzdem Platz zu haben, um Menschen ein Leben lang lieben zu können – wenn’s denn passt. Für mich ist es ein zu verlockendes Privileg, von einer Vielzahl von Menschen lernen zu dürfen, gemeinsame Interessen auszuleben oder Zugang zu eigenen Aspekten der Persönlichkeit zu erhalten, die mir sonst verborgen bleiben.
Viola
Die Frage ist für mich viel eher: Will ich an einen Menschen den Anspruch haben die/den Richtige/n zu sein? Will ich von jemanden erwarten, alle meine Bedürfnisse erfüllen zu können – und das nicht nur heute, sondern auch in 10 Jahren?
Wenn es den richtigen Menschen für jemanden gibt, warum verliebt man sich dann z.B. nach einer Trennung wieder in einen neuen Menschen, der nun den 1. Platz einnimmt?
Ich glaube es gibt nicht die/den Richtige/n, sondern ganz viele tolle Menschen, die man lieben kann. Bei Freunden machen wir das ja auch nicht so exklusiv – warum dann in der Liebe?