Lisa – Beraterin und Kink-Coach
Lisa hatten wir – auf Empfehlung eines Redaktionsmitgliedes – schon länger auf unserem Radar. Sie ist eine der wertvollen Personen die Brücken schlägt zwischen verschiedenen Lebenswelten und auf einen breiten persönlichen Erfahrungshintergrund zurückgreifen kann. Sie kombiniert diesen mit einem sehr einfühlsamen Beratungsstil, der nicht nur Mut zur Veränderung macht sondern diese dann auch Schritt für Schritt sehr kompetent begleitet.
Was bewegt dich als Beraterin zu arbeiten?
Der Wunsch, mich als Coach im Spektrum alternativer Beziehungsformen zu engagieren und professionalisieren kam bei mir zuerst im Jahr 2016 auf. Damals hatte ich bereits über 10 Jahre offenen Beziehungslebens intus, und auch viele Gespräche und Beobachtungen. Es waren vor allem die Erfahrungen im Bereich BDSM (Bondage-Discipline-Sadism-Masochism), die mich sehr beschäftigten. Vor allem als neugierige Einsteiger*in ist es oft Glückssache, an die „richtigen“ Leute zu geraten. Die ersten Erfahrungen sind prägend, und zwar im Positiven wie im Negativen. Wer noch keine Erfahrung hat ist unabhängig von Alter, Rolle oder Geschlecht ein rohes Ei. Das braucht ein Gegenüber, was achtsam mit seelischen Risiken umgeht. Nicht nur im BDSM, sondern überall da, wo wir uns nicht im schmalen Lichtkegel der Normen bewegen.
Oft ist der Kopf noch voller Klischess, das Herz verwirrt, und in den ersten freien Schritten, losgelöst von Konventionen ist neben all dem faszinierenden Funkeln auch so manches schwarze Loch versteckt, von dem man aber noch nichts weiss. Konventionen engen ein, aber geben auch Halt und Orientierung, sagen dir, was „normal“, „gut“ oder „schlecht“ ist. Einen eigenen Weg einzuschlagen, die eigene, stimmige Art von Beziehungsgestalt zu finden ist enorm reichhaltig und dabei müssen wir uns neuen Halt errichten.
Ich wäre im Nachhinein sehr froh gewesen, hätte ich meine ersten Erfahrungen mit einer neutralen Person reflektieren können. Das fehlt vielen. Und genau da möchte ich etwas bieten. Nicht mit bevormundenen Ratschlägen, sondern mit meinem Zuhören und den richtigen Fragen.
Wie denkst du über Polyamorie?
Ich selbst betrachte mich nicht als polyamor. Wenn ihr über Polyamorie redet werdet ihr merken, dass Begriffe sehr unterschiedlich verstanden werden. Polyamor bedeutet für mich persönlich, mehrere Menschen ganzheitlich zu lieben ohne Exclusivitäten: körperlichen und seelischen Austausch, besondere Situationen wie auch Alltag, Teilhaben und Einbinden in das eigene Leben. Ich selber habe aber Schutzbedürfnisse, die ich nur in Exclusivitäten finde. Ich pflege Freundschaften, in denen viel Raum für Intitmät ist, aber keine parallelen Liebesbeziehungen.
Unabhängig davon, was ich oder Andre unter polyamor verstehen, ist mir eines wichtig: keine Art von Beziehung ist besser, wertvoller oder erstrebenswerter als andere Arten. Wenn jemand in einer wie der oben beschriebenen Weise liebt und lebt, so ist das wundervoll und bewundernswert. Wenn jemand monogam ist, ist es ebenso wundervoll und bewundernswert. Was macht es wundervoll? Aus meiner Sicht: dass jemand den eigenen, für sich stimmigen Weg geht, auf die eigenen Gefühle und Signale achtet und Einklang damit findet. Dabei betone ich „Finden“ als Prozess. Ich selbst bin eine Suchende, und erlaube mir einen platten Spruch: der Weg ist das Ziel: suchen, erfahren, scheitern, weitergehen und dabei wachsen. Ob ich es nun Polyamorie nenne oder andere Konzepte verwende: es bietet enorme Möglichkeiten, sich selbst zu begegnen.
Mit welchen Fragen / Situationen ist man bei dir in guten Händen?
- Bei Fragen rund um erotische Identität: „Wer wie was bin ich, was will ich und wie komme ich dahin?“, insbesondere zu BDSM, zB. „Bin ich dominant, submissiv oder Switch?“
- Beim Reflektieren von Erfahrungen, zB. wenn du etwas Neues ausprobiert hast.
- Bei Veränderungswünschen von Beziehungsformen, zB. „(Wie) können wir unsere Beziehung öffnen oder schliessen?“
- Reflektieren, Verstehen und Vorbeugen von Verletzungen. „Warum tut es weh?“
Kontaktaufnahme und weitere Informationen unter https://sinneswandlerin.ch/.
Ausbildungen / Weiterbildungen: ZHAW Zürich – DAS Coaching, Supervision, Mediation / FHNW Olten – CAS Konzepte und Methoden Psychosozialer Beratung / Universität Basel – Doktorat am Seminar für Soziologie / ETH Zürich – CAS Angewandte Statistik / Universität Heidelberg – Hauptstudium Soziologie MA / ELTE University Budapest – UNESCO Programme Minority studies / Universität Passau – Grundstudium Politikwissenschaften