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On a normal Tuesday

*Gähn. Dienstagmorgen. Wiedermal alleine und in meinen eigenen vier Wänden geschlafen. Tut gut! Kommt in der Regel drei- bis vier- bis fünfmal pro Woche vor. Manchmal fühle ich mich einsam, aber meistens geniesse ich die Zeit – werde ja auch mal alleine sterben irgendwann. (Da denk ich jeweils, kannst dich ja schonmal daran gewöhnen. Nicht?) Nun erst mal Kaffe gemacht und dann schon bald zur Arbeit gelaufen. Unterwegs beantworte ich noch ein paar Kurznachrichten.

J. fragt ob sie vorbeischauen kann heute Abend und über Nacht bleiben. (YES. PLEASE!) Ich sehe sie alle paar Monate einmal. Wir teilen ein paar Interessen und Essen gerne zusammen. Wir schlafen im selben Bett, Sex haben wir aber keinen – hat bislang nicht gepasst. Wir geniessen die Nähe zueinander sehr. J. hat eine sensible, feine Art, ein grosses Herz und strahlt Ruhe und Wärme aus. Ich mag ihre Gesellschaft ganz besonders, wenn ich selber etwas Entschleunigung brauche. Ich schreibe ihr, dass sie gerne vorbeischauen darf und werde noch etwas zu Essen besorgen nach der Arbeit. J. kenne ich nun seit etwas mehr als zwei Jahren.

Beinahe-das-Grünlicht-an-der-Ampel-verpassend schreibe ich E., dass ich sie bald gerne wiedersehen möchte. Wir kennen uns erst einige Monate und sind noch am herausfinden, welche Gemeinsamkeiten wir haben und welche Form unsere Beziehung annehmen könnte. Wir sind beide noch etwas vorsichtig weil wir nicht verletzt werden möchten. Und es ist mir persönlich auch sehr wichtig, diesen Prozess nicht zu hetzen. Rasch können nicht kommunizierte Erwartungen oder Missverständnisse auftreten. E. ist eine sehr selbstbewusste Frau, die weiss was sie will und sagt wo’s lang geht. (Ich mag das irgendwie :)) Ich freue mich darauf sie besser kennen zu lernen.

Zum Mittagessen treffe ich mich mit A. Wir haben uns geschäftlich schon vor einigen Jahren kennengelernt und arbeiten punktuell in denselben Projekten. A. ist eine beeindruckende, sehr intelligente und querdenkende Persönlichkeit. Was die mich manchmal zum nachdenken anregt. Wow! Wir essen alle paar Wochen mal zusammen und haben in losen Abständen sehr geilen Sex. Gelegentlich gehen wir an klassische Konzerte oder ins Theater. A. hat eher wenig Zeit, weil sie mit ihrem Partner vor kurzem Nachwuchs gekriegt hat.

F. hingegen hat nicht mehr geschrieben. Ihn habe ich über’s Internet kennen gelernt. Ich würde gerne mal einen Mann daten, aber es hat sich bislang noch nicht ergeben. (Bisexuell bin ich vermutlich nicht, aber es interessiert mich trotzdem wie ich reagiere, wenn ich einem Mann vor diesem – alles darf, nichts muss – Hintergrund begegne.) Naja, vielleicht ein andermal.

Am Wochenende treffe ich C. Wir haben noch keine Pläne gemacht und ich freue mich einfach auf die gemeinsame Zeit. Mit C kann ich tagsüber die Welt erobern und nachts bei einem Glas Wein über dieselbe Welt philosophieren. Sexuelle Energie liegt fast immer in der Luft und wir geniessen diese Begegnungen. C kenne ich nun bald vier Jahre. Zwischendurch haben wir uns allerdings fast ein Jahr kaum gesehen – hat irgendwie eine zeitlang einfach nicht gestimmt.

Alle Personen wissen voneinander. Manche mehr, manche weniger. Einige kennen sich. Ich bin sehr bemüht, proaktiv über Veränderungen zu berichten, die eine Beziehung beeinflussen könnten. Mindestens aber stelle ich mich jederzeit allen Fragen und übernehme Verantwortung für mein Fühlen und Handeln. Das ist Arbeit und fordert. mich. heraus.

Doch seit ich mich entschieden habe, Beziehungen (Freundschaften wie auch Liebesbeziehungen) zu einer Priorität in meinem Leben zu machen, ergibt sich vieles von selbst. Ich habe gelernt, ausserhalb der bestehenden Raster zu denken, und individuelle Verbindungen einzugehen. Zu meiner eigenen Überraschung lässt sich vieles aushandeln, klären und pro aktiv gestalten. Erfüllende Beziehungen sind heute keine Mangelware mehr oder müssen sich nicht gegenseitig ausschliessen (fett hervorgehoben, weil’s mich selber überrascht). Ich fühle mich unglaublich privilegiert, diese liebenden und bereichernden Menschen in meinem Leben zu haben.

Die einzige nicht verhandelbare Begrenzung stellen die zeitlichen Ressourcen dar. Das ist blöd, aber ist halt so.

Erfahrungsberichte


Marc

Hat das Buch ‚ethical slut‘ gelesen und ist seither Feuer und Flamme für Polyamorie. Er greift nach den Sternen und will mutig seinen Weg finden. Freude im Leben reicht ihm nicht, er will Euphorie. Hat vermutlich ein ADHS, aber mag sich eigentlich so.