Sex – Die wahre Geschichte
Jaja, zugegeben; der Titel ist ein bisschen arrogant selbstbewusst aus dem englischen ’sex at dawn‘ übersetzt worden. Aber wenn du dieses Jahr nur ein Buch liest – lass es bitte dieses sein!
Sex – die wahre Geschichte fasst Studien und Forschungsergebnisse aus der Anthropologie, Evolutionspsychologie, Biologie und Sexologie über die geschichtliche Entstehung der monogamen Beziehungsform und der menschlichen Fortpflanzung zusammen. Die Autoren argumentieren dabei unter anderem am Beispiel der Bonobos,* dass die Rolle der Sexualität in Beziehungen über die letzten paar Jahrtausende offenbar einige gesellschaftlich bedingte Einschränkungen Entwicklungen erfahren hat. Ihr Plädoyer um Berücksichtigung der biologisch veranlagten Faktoren, wenn es um sexuelle Bedürfnisse geht, ist sehr erfrischend, kurzweilig und regt zum Nachdenken an.
Mir hat dieses Buch eine mögliche Erklärung für die Kluft zwischen dem was ich fühle – und dem was ich aus gesellschaftlich-monogamer Sicht fühlen sollte, geliefert. Es ist sicherlich nicht ‚die Wahrheit‘ – und es hat sich für seine selbstbewussten Schlüsse aus entsprechenden Disziplinen auch genügend Kritik eingefahren. Doch es vermag trotzdem die ach-so-selbstverständlichen Haltungen der heutigen Zeit auf fundierte Weise zu hinterfragen und die eigene Exploration voranzutreiben.
Ein Buch von Christopher Ryan und Cacilda Jethá, in verschiedenen Sprachen erhältlich (engl. Titel: Sex at dawn), knapp 400 Seiten.
* Eine Affenart, die genetisch näher mit dem Menschen verwandt ist, als die afrikanischen Elephanten mit den indischen Elephanten.