Skip to main content

Veränderung in Beziehungen

Als polyamore Person stehe ich immer mal wieder vor der Herausforderung, dass sich meine Liebesbeziehungen wandeln (dürfen). Und das geschieht meistens, wenn die gegenseitigen Bedürfnisse in Bezug auf Aktivität, Intimität oder generelles Beziehungsverständnis zunehmend voneinander abweichen: Sie will nicht oft alleine schlafen – ich schon. Er will öfters gemeinsam verreisen – ich nicht. Sie will mehr / woanders Sex, ich mehr über Gefühle reden, er will meine Eltern besser kennen lernen und ich brauche dringend mehr Zeit alleine. Was halt so aufkommt, wenn Menschen gleichzeitig versuchen mit sich selbst und einem Gegenüber in Beziehung zu sein. (Und dann gibt’s ja auch noch unerwartete Lebensereignisse, äussere Einwirkungen, globale Pandemien – und angeblich verändern wir uns ja ein Leben lang.)

Solche Wandel fallen mir schwer. Als monogam geprägte Person mit einem Reflex zum entweder-oder denken machen mir Veränderungen in Liebesbeziehungen oft Angst. Es fühlt sich ein bisschen an, als würde man eine Lampe mit einem Kippschalter zu dimmen versuchen. Geht bekanntlich nicht. Sie ist entweder an oder aus. Einen Zwischenstatus gibt’s nicht. Sobald es kippt, geht’s ganz weg. Da muss ich mich jeweils echt bemühen nicht voreilige Schlüsse zu ziehen – den fühlen tue ich diese allemal.

Was mir da am meisten hilft, ist die einfachen schwierigen Fragen zu stellen.

  • Du willst also öfters alleine schlafen.
    Liegt das an mir?
  • Du möchtest gerade nicht mit mir verreisen.
    Bist du gerne mit mir zusammen?
  • Du willst mehr / woanders noch Sex.
    Begehrst du mich noch?

Denn das sind die eigentlichen Fragen die hinter meinen unangenehmen Gefühlen stehen, die ich mich aber oft nicht zu formulieren traue. Und dann drücke ich mich herum, in der Hoffnung mein Gegenüber erahnt mein Leiden und adressiert die Frage – ohne das ich Schwäche zeigen muss. Funktioniert fast nie. Führt meistens zu erheblichem Leiden und diversen Missverständnissen.

Also: Ängste an die Hand nehmen, aktiv nachfragen und in die Veränderung hinein lehnen ohne gleich auf’s Gesicht fallen zu wollen. Wer weiss schon was Morgen kommt.

Erfahrungsberichte, Ratgeber


Marc

Hat das Buch ‚ethical slut‘ gelesen und ist seither Feuer und Flamme für Polyamorie. Er greift nach den Sternen und will mutig seinen Weg finden. Freude im Leben reicht ihm nicht, er will Euphorie. Hat vermutlich ein ADHS, aber mag sich eigentlich so.