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Es kann anstrengend sein. Und es braucht Zeit und Beziehungsarbeit. Für mich als Familienmensch ist oft Zeit der springende Punkt.
Dass die Zeit, die jedem von uns zur Verfügung steht, limitiert ist und jede Beziehung Zeit braucht.
Wenig Raum für Spontanität und grösserer Aufwand in der Terminplanung.
Es braucht immer wieder viel Energie und Zeit, um Polyamorie achtsam zu leben. Das wird oft unterschätzt. Viele Menschen sehen nur die Erweiterung und Ausdehnung. Sie antizipieren nicht, dass zwei Beziehungen nicht nur doppelt so viel Energie für innere und äussere Arbeit brauchen, sondern dass sich der Energieaufwand eher potenziert.
Zeitmanagement ist ein grosser Aspekt. Mir ist Qualität wichtiger als Quantität. Wenn sich also eine neue Beziehung entwickelt, muss ich die investierte Zeit und die Bedürfnisse aller Betroffenen in einem guten Verhältnis handhaben.
Ich muss zudem damit umgehen können, dass ich introvertiert bin und ‘casual dating’ mir nicht unbedingt leicht fällt. Manchmal wünschte ich es wäre so, aber so bin ich einfach nicht. Ich würde also sagen, dass das Zeitmanagement und der Grad an Verbindungen die grössten Herausforderungen für mich sind.
(Diese Antwort wurde von der Redaktion aus dem Englischen übersetzt.)
Ich merke immer wieder, dass ich eine Tendenz habe, insbesondere zu einem Menschen in so etwas wie einem inneren Dialog zu stehen. Das ist meistens ein Mensch, der mein Begehren auf sich zieht. Dies zu vervielfachen fällt mir schwer. Was aber nicht heisst, dass ich nicht mehrere Menschen sehr lieb haben kann. Ein weiterer Faktor betrifft die Chance, überhaupt mehrere Menschen zu finden, mit denen ich mich auf eine Liebesbeziehung einlassen möchte. Es gab Phasen in meinem Leben, da passierte das ziemlich einfach, aber je älter ich werde, desto weniger leicht verliebe ich mich und ohne Verliebtheit kommen vielleicht neue Freundschaften zustande, aber es reicht nicht für das, was ich als Liebesbeziehung bezeichnen würde. Da bin ich schon froh, wenn mir das auch nur mit einem Menschen möglich ist. Dennoch finde ich die Vorstellung einer „gelingenden“ Polyamorie schön, auch wenn ich den Begriff letztlich schwammig finde – „Liebe“ ist ein sehr häufig missbrauchter Begriff.
Mich immer mal wieder selber erklären zu müssen, bei Menschen, die versuchen mich in ihr schwarz/weiss Szenario einzubinden. ‚Seid ihr nun ein Paar oder nicht? Habt ihr nun Sex oder nicht? Und welchen liebst du denn jetzt von all den Menschen?‘. – Und die Tatsache, dass ich für meine eher-weniger-verständigen-Mitmenschen unter Generalverdacht stehe, mit jeder Person in meinem Leben, immer auch gleich eine Liebesbeziehungen laufen zu haben.
Der Kontrast der Gefühlswelten und die Gleichzeitigkeit von Dingen. Sich auf verschiedene Menschen einzulassen, bedeutet für mich auch immer, mit unterschiedlichen Seiten von mir konfrontiert zu sein. Gefühle von innigem Verliebtsein und der Wunsch nach Bindung oder sexueller Verschmelzung stehen der gleichzeitig zugänglichen Einsamkeit, Verunsicherung und Melancholie gegenüber. Beides muss Platz haben können und will gefühlt werden. Denn erst dieser Kontrast ermöglicht auch die tiefen und reichen Erfahrungen. Das kann sehr anstrengend sein (– aber ist es auch wert!)
Ich muss viel Verantwortung für mich selbst und meine Gefühle übernehmen. Mehrere Menschen lieben bedeutet für mich persönlich, dass in meinem sonst schon sehr intensiven Gefühlsgewühl noch mehr passiert (#rollercoaster baby!). Ich muss lernen, meinen Selbstwert nicht zu sehr von der Zuneigung anderer abhängig zu machen und Geduld mit mir zu haben.
Das bedeutet für mich viel emotionale Arbeit an mir selbst. Ich möchte diese Arbeit leisten – unbedingt sogar. Denn so wachse ich und werde zu einer immer weiterentwickelten Version meiner selbst. So kann ich zu der Frau werden, die ich gerne sein möchte.
Trotzdem: Es ist schwierig. Ich fühle mich oft sehr verletzlich wenn ich mich neu verliebe. Das macht mir Angst. Und ich sehe vor mir wie das, was ich gerade so gniesse, irgendwie wieder verloren gehen kann. Das hätte ich auch in einem monogamen Leben – im poly-Leben wirds einfach noch etwas deutlicher.
Was mir hilft? Jeder Moment mit einem geliebten Menschen, den man geniessen durfte, kann nicht verloren gehen. Es ist echt. Es ist jetzt. Und „jetzt“ ist grad voll ein Geschenk. Und: Viel fühlen ist auch ok – das macht viel lieben auch so schön.