Wollen polyamore Menschen einfach ‚alles haben‘ bzw. kriegen nie genug?
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LuciAnna Breandle
Nein, was würde ich nicht sagen.
Jonas Bamert
Im Gegenteil, polyamore Menschen sind oftmals bereit auf viele Dinge zu verzichten – und zwar nicht nur auf die «Exklusivität» einer monogamen Beziehung, sondern auf die Zeit, welche sie insgesamt mit einer einzelnen Person verbringen, als auch auf die Zeit, welche für sie alleine übrigbleibt. Der zeitliche Bedarf für Organisation, Reisezeit, Beziehungsleben, etc. kann in polyamoren Konstrukten deutlich höher sein als in monogamen Beziehungen.
Menschen «die alles haben wollen» wären meistens nicht bereit ihre Zeit, Partner etc. zu teilen, da sie diese Dinge für sich «alleine» beanspruchen.
Monica
Ich wundere mich grade, wieso sich diese Frage bei Liebesbeziehungen stellt? Denn, pflege ich mehr als eine Freundschaft? Ja! Habe ich mehr als ein Kind? Ja! Bekomme ich deswegen nie genug und will alles haben? Nein, ich denke nicht. Diese Frage spiegelt eher die Prägung unserer Gesellschaft wieder. Es geht aus meiner Sicht bei Polyamorie nicht darum mehreren Liebesbeziehungen hinterher zu jagen. Sondern sie zu zu lassen, wenn das Leben mir eine weitere Liebesbeziehung schenkt.
Jessica Fern
Nein, ich glaube nicht dass polyamore Menschen gierig sind. Das würde der Tiefe und den aufrichtigen Wünschen der nicht-monogamen Menschen nicht gerecht werden. Das wäre, als würde jemand sagen, dass eine homosexuelle Person einfach verwirrt ist. Auf keinen Fall.
(Diese Antwort wurde von der Redaktion aus dem Englischen übersetzt.)
Viola
Gar nicht so einfach. Ich denke es kann durchaus eine Denkfalle sein, denn der Gedanke an mehrere Beziehungen und „möglichst alle Bedürfnisse immer erfüllt zu haben“ kann schon ziemlich konsummässig anmuten. Ich hatte schon einige Gespräche wo es darum ging, dass man nicht aus den Augen verlieren darf, dass zum Beispiel Kompromisse und gewisse Einbussen in Bedürfnissen zum in-Beziehung-lebenden-Mensch dazugehören. Sonst jagt man sein Leben lang nach der vollständigen Sättigung des eigenen Wollens und verpasst dabei vielleicht die potentiell wertvollsten und tiefsten Momente. Ich glaube das kann schon ein wenig kapitalistisch und egozentrisch ausgestaltet werden. Darum – achtsam bleiben und sich bewusst sein, was man denn nun wirklich anstrebt. Und wie viel davon.
Und gleichzeitig bietet Polyamorie für mich die Möglichkeit mich genau von diesem Bild zu lösen. Eine Person muss mir nicht „alles“ geben, um mich glücklich zu machen (sollte sie aber auch in der Monogamie nicht müssen).
Marc
Naja, wohl nicht alles – aber vielleicht relativ viel. Zumindest im Vergleich zu der (gesellschaftlich) rationierten Portion an Liebe, Sex und Intimität. Ich empfinde meine Motivation in verschiedenen, teilweise auch neuen Beziehungen zu sein, oft als Teil meiner (Über-)lebensenergie. Denn ich fühle mich lebendig dabei (!) und die dafür nötige Kraft füllt sich fortlaufend und von selbst wieder auf 🙂
Barry
Ich nicht. Mein Bedürfnis liegt zwar klar über dem monogamen Modell, aber ich habe in meinen Beziehungen inzwischen ‚genug‘ und fühle mich sehr zufrieden darin. Im Gegenteil: Das Defizit und das Gefühl ‚immer mehr zu wollen‘ ist verschwunden durch den Wechsel in polyamore Beziehungen.