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Zukunft planen

Ist deine Familienplanung abgeschlossen? Fragte mich der Hausarzt kürzlich, auf eine mögliche Vasektomie angesprochen. Ähm. Schwierig.

Wie plant man eigentlich die gemeinsame Zukunft mit zwei oder mehreren Menschen im polyamoren Kontext? Und ich frage mich das schon seit längerer Zeit. Denn irgendwann findet man sich in einem sehr komplexen System wieder, mit einer hohen Zahl an Variablen, deren einzige Konstante die Veränderung scheint. Klar kann ich aus dem Heute meine Entscheidungen für das Morgen ableiten, aber was ist in einem Monat? Was ist in einem Jahr? Ein Wohnortswechsel, veränderte Arbeitszeiten, neue Menschen im System, längere Reisen oder eine Familie. Dinge die ich nicht innert Tagesfrist entscheiden möchte.

Die gesellschaftlichen Vorschläge; gemeinsame Verantwortung, gemeinsamer Raum, gemeinsame Finanzen, gemeinsame Familienplanung oder Ähnliches lösen bei mir spontan eher Unbehagen aus. Wenn ich mir solche Entscheide vorstelle die über meinen gedanklichen Horizont hinaus reichen, dann schnürt es mir bald mal die Luft weg. Ich bin lange genug mit mir unterwegs und habe gelernt, dass auch meine eigenen Haltungen sich verändern über Zeit. Ich mag nichts versprechen, dass ich nicht halten kann. Und schon gar nicht wenn davon Menschen betroffen sind die mir sehr am Herzen liegen.

Was mir hilft, ist mich mit viel Bewusstheit in den Dialog zu begeben. Zunächst einmal im Gespräch mit den/m lieben Menschen zu sortieren, welche Entscheide gemeinsame sein können und welche ich lieber alleine treffen möchte. Manchmal gibt es auch Mischformen. Und es darf auch immer wieder neu verhandelt und diskutiert werden: Finanzen zum Beispiel will ich vorerst nicht teilen. Beim Wohnort bin ich daran interessiert gemeinsam zu denken – oder zumindest gemeinsame Möglichkeiten durchzugehen. Längere Reisen auf meiner Seite möchte ich zwar selber das letzte Wort haben, aber erst, wenn ich mich mit allen involvierten Personen ausführlich ausgetauscht habe. Und die Familienplanung, die braucht noch etwas Zeit. Auch in Ordnung.

Erfahrungsberichte, Kommunikation


Marc

Hat das Buch ‚ethical slut‘ gelesen und ist seither Feuer und Flamme für Polyamorie. Er greift nach den Sternen und will mutig seinen Weg finden. Freude im Leben reicht ihm nicht, er will Euphorie. Hat vermutlich ein ADHS, aber mag sich eigentlich so.